Trainer des Handball-Drittligisten TSB Horkheim hat die Pfullingen-Pleite verdaut. Jetzt kommt der TV Willstätt mit seinem Trainer-Rumpelstilzchen in die Stauwehrhalle.
Michael Schweikardt ist ein sehr ruhiger Trainer. Ganz anders ist der Kollege Ole Andersen drauf, der nun mit dem TV Willstätt anreist.
Als Ole Andersen letztmals in der Stauwehrhalle zu sehen und zu hören war, hatten die Horkheimer Zuschauer ganz viel Spaß. Das lag zum einen daran, dass der Trainer mit seiner damaligen Mannschaft, der SG Köndringen/Teningen, beim TSB eine 30:41-Klatsche kassiert hatte. Das lag aber auch an Andersens Auftritt bei der Pressekonferenz nach der Partie.
Da sorgte der dänische Trainer nämlich für Lachanfälle im Foyer der Stauwehrhalle, als er nach dem Handballdebakel ganz trocken sagte: „Mein Leben ist im Moment kaputt – ich fahre jetzt die ganze Nacht nach Dänemark, nehme zwei blaue Pillen und gehe ins Bett mit meiner Frau.“ Es war das letzte Spiel des Jahres 2017. Am Ende der Saison stieg Andersen mit der SG Köndringen/Teningen aus der 3. Liga Süd ab.
An diesem Samstag (20 Uhr) kommt der Trainer wieder nach Horkheim, diesmal mit einer anderen Mannschaft. Zum Jahresbeginn hat Ole Andersen den TV Willstätt übernommen. Und diesmal will der Däne am Ende der Spielzeit nicht als Absteiger dastehen.
Kein Nacktlauf um die Halle
Zwar steht der TVW mit 12:26 Punkten auf dem viertletzten Tabellenplatz, doch die Badener haben zwei respektable Unentschieden erzielt und hätten auch zwei Siege feiern können. Beim Heim-28:28 gegen den Zweiten VfL Pfullingen lagen die Willstätter schon mit fünf Toren vorne und mussten den Ausgleich erst in letzter Sekunde hinnehmen.
Das 25:25 beim tief gefallenen Ex-Meisterschaftsaspiranten TGS Pforzheim war erneut ein Spiel der vergebenen Chance. Nach einer 23:19-Führung waren die Willstätter in der Schlussviertelstunde nicht mehr torgefährlich genug. Ole Andersen gab bei der Pressekonferenz mal wieder den Verbal-Entertainer: „Wenn Pforzheim noch ein Tor geschossen hätte, wäre ich 25 Mal um die Halle gelaufen – und zwar nackt.“
Urgestein bleibt
Die Spieler kommen und gehen, aber einer ist beim TSB Horkheim immer da: Physiotherapeut Hardy Denninger. „Unser Urgestein“, sagt Manager Michael Löbich, „unersetzbar“. Weil das so ist, bleibt Denninger auch in der kommenden Saison. „Das sind schon 26, 27 Jahre – bis auf eine kurze Pause“, erinnert sich Löbich. „Ich glaube, das ist in Deutschland einmalig. Da gibt es nicht so viele Ehen, die so lange halten.“ Als bei Bundesliga-Profi Sebastian Heymann das Kreuzband riss, setzte er auf Hardy Denninger.
Starker Neuzugang für den TV Willstätt
TSB-Trainer Michael Schweikardt hat großen Respekt vor Andersens TVW. „Das ist eine ganz andere Mannschaft als in der Hinrunde.“ Weil der neue Trainer für Schwung gesorgt hat und für „deutlich mehr Aggressivität in der Abwehr“. Aber auch, weil der vor der Winterpause verpflichtete Bosnier Petar Bubalo, ein wurfgewaltiger Rückraumspieler mit gutem Auge, „mehr individuelle Qualität“ (Schweikardt) ins Team gebracht hat.
Beim TSB Horkheim gibt es keine Ausfälle wegen Verletzungen oder Krankheit, aber „beruflich bedingt konnten Janik Zerweck und Pierre Freudl nicht so viel trainieren“, berichtete Michael Schweikardt. „Das ist dann nicht ganz so prickelnd in der Vorbereitung.“
TSB muss die großgewachsene Abwehr in Bewegung bringen
Ziemlich geprickelt hat es am vergangenen Samstag im Gemüt des Trainers. Die 28:31-Heimniederlage gegen den VfL Pfullingen hatte Schweikardt mächtig die Laune verdorben. Aber der langjährige Bundesligaspieler ist in seinem ersten Trainerjob jenseits des Nachwuchsbereiches ein sehr ruhiger Zeitgenosse. Also ist Schweikardt nicht ausgeflippt. Er hat den Ärger mit sich selbst ausgemacht. „Es ist dann so, dass ich schlecht schlafen kann.“
„Zu wenig Bewegung im Angriff, zu viele Einzelaktionen“ – das war im Kern der Vorwurf an die Horkheimer Spieler. Im Duell mit dem TV Willstätt soll es nun besser laufen. „Sie haben große Abwehrspieler. Wenn wir die in Bewegung bekommen, dann können wir gute Eins-gegen-Eins-Situationen bekommen.“
Sollte das klappen, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass Ole Andersen zum Trainer-Rumpelstilzchen wird, zürnend, hadernd, flehend. So war es jedenfalls vor zwei Jahren.
Michael Schweikardt ist ein sehr ruhiger Trainer. Ganz anders ist der Kollege Ole Andersen drauf, der nun mit dem TV Willstätt anreist.
Foto: Andreas Veigel
Autor: Andreas Öhlschläger
Quelle: https://www.stimme.de/sport/tsb-horkheim/artikel/TSB-Heimspiel-Diesmal-will-Trainer-Schweikardt-gut-schlafen;art140003,4316780