Schweikardt geht unter, aber der TSB holt zwei Punkte

Die Horkheimer Drittliga-Handballer freuen sich über einen 29:26-Arbeitssieg gegen Kellerkind TV Willstätt. Danach glänzt Gästetrainer Ole Andersen als Sprücheklopfer.

Es war ein Debakel für Michael Schweikardt. Absolut chancenlos war der Trainer des TSB Horkheim in diesem Duell. Er ist halt kein begnadeter Sprücheklopfer, so wie der Kollege Ole Andersen.

Also gab der Trainer des TV Willstätt von Anfang bis zum Schluss klar den Ton an beim öffentlichen Analysegespräch. Der Däne erntete Begeisterungsstürme bei den Zuhörern im Foyer der Stauwehrhalle. Für Michael Schweikardt gab es allenfalls höflichen Beifall.

Sein Trost: Der TSB hatte zuvor das Spiel gewonnen, mit 29:26 (15:14). Warum? Weil das Drittliga-Kellerkind TV Willstätt am Ende geschwächelt hatte. „Wenn man in die Hose scheißt, kann man keine Spiele gewinnen“, sagte Ole Andersen.

Beim 26:26 war alles offen gewesen. Noch zwei Minuten. Spannend war’s. Dann bekam der TVW „Angst vor dem Gewinnen“, wie es der Trainer formulierte.

Andersens steile These: „Ich glaube, das war Absicht. Weil wir uns noch nicht trauen, eine Mannschaft wie Horkheim zu schlagen.“ Möglich war ein Sieg. Der TSB steht zwar in der Tabelle der 3. Liga Süd mit 27:13 Punkten weit vor Willstätt (12:28), doch Michael Schweikardts Spieler hatten es nie geschafft, sich entscheidend abzusetzen. Drei-Tore-Führungen (20:17, 38./23:20, 45.) wurden hergegeben. „Mit dem Sieben gegen Sechs von Willstätt haben wir Probleme gehabt“, sagte der Horkheimer Trainer. Im Angriff hatte Andersens Mannschaft den Torwart durch einen zusätzlichen Feldspieler ersetzt.

Der Entertainer grinst in die Runde

Für Schweikardt ist der TVW „eine Mannschaft, die mit ihrem Tabellenplatz wenig zu tun hat“. Der Viertletzte hat seit der Amtsübernahme von Ole Andersen drei gute Spiele gezeigt – allerdings nie gewonnen. „Vielleicht finden die nochmal einen neuen Trainer, ich bin ja sieglos“, sagte der Willstätter Handball-Entertainer und grinste in die Runde.

Bei aller Witzelei, Andersen war sauer auf die Schiedsrichter. Aber natürlich wurde das Duo Johannes Friedhoff und Sven Ernst mit einem Spruch abgewatscht. Schiris? „Die meisten sind Männer, die zu Hause nicht bestimmen. Und dann gehen sie in die Halle und bestimmen.“

Gegröhle im Foyer der Stauwehrhalle, vor allen bei den Frauen. Und die einzige Chance für Michael Schweikardt, einen Ehrenpunkt zu sammeln. Für Charakterstärke. „Alles auf die Schiedsrichter zu schieben, da bin ich nicht dabei.“ Denn: „Wir brauchen sie.“ Für Ole Andersen persönlich lohnte sich das gekonnte Spiel mit dem Publikum. Er war der König der Trainerrunde – mit gar nicht männlichem lila-türkisfarbenem Glitzerschal um den Hals.

Dass der Däne Ahnung vom Handball hat, steht außer Frage. Immerhin war er 1992/93 Nationaltrainer in seiner Heimat und von 1999 bis 2001 schon einmal Trainer des TV Willstätt, als die Badener noch ein Bundesligist waren. Jetzt aber gewann er nur das Verbalnachspiel. „Ihr seid absolut die Besten!“, umgarnte er die Horkheimer Fans. „Ich kann immer wieder herkommen und verlieren – ich kann das dann vergessen.“

Sogar Torwart Grathwohl trifft dann noch

Jubel, Trubel, Heiterkeit. Und zwei Punkte für den TSB. Weil Felix Weißer zum 27:26 traf. Weil Janik Zerweck fürs 28:26 sorgte. Und weil Torwart Sven Grathwohl den Ball im verlassenen Willstätter Tor unterbrachte.

29:26, alles gut, dann doch noch. Die Zwei-Minuten-Strafe, die Marius Oßwald zu Beginn der letzten beiden Spielminuten kassiert hatte, war für den TSB natürlich ein großer Vorteil. Verschissene Willstätter Hosen hin oder her.


TSB Horkheim: Grathwohl (1), Hölzl – Weißer (1), Gehrke (1), Reichert (3), Grosser, Fröhlich (4), Zeiler (1), Heß (4), Seiz (5/4), Freudl (1), Matusik (2), Zerweck (4), Bohnenstengel (2/2). Bester Werfer Willstätt: Ludwig (7). Zeitstrafen: 1 – 4. Siebenmeter: 8/6 – 2/1. Zuschauer: 290.

Nick Fröhlich im Anflug. Der Horkheimer Youngster hatte zuletzt wenig Einsatzzeit bekommen, gegen Willstätt warf er vier Tore, alle vor der Pause.

Foto: Andreas Veigel

Autor: Andreas Öhlschläger

Quelle: https://www.stimme.de/sport/tsb-horkheim/artikel/Schweikardt-geht-unter-aber-der-TSB-holt-zwei-Punkte;art140003,4317419