Bis zum Punktspielstart in der 3. Liga Süd muss sportlich einiges verbessert werden, aber die Organisation passt. Am Samstagabend gab es einen 21:19-Sieg im Test gegen die HSG Hanau.

Es gibt Trainer, mit denen müsste man eigentlich gar nicht reden, um ihre Sicht der Dinge zu erfahren. Sie schreien, klagen, hadern oder jubeln derart ausdrucksstark neben dem Spielfeld, dass man sofort weiß, was Sache ist. Michael Schweikardt gehört nicht zu diesen Trainern. Ruhig verfolgt er die Spiele. Wenn man ihm ins Gesicht schaut, ist nur schwer zu erkennen, welche Emotionen ihn gerade umtreiben.

Testauftritt lässt Trainer Schweikardt rätseln

Am Samstagabend waren es gemischte Gefühle. Die Handballer des TSB Horkheim hatten das Testspiel gegen die ebenfalls in der 3. Liga, allerdings der Staffel Mitte, beheimatete HSG Hanau mit 21:19 (9:7) gewonnen. „Die Abwehrarbeit war gut“, sagte Schweikardt, „auf einem ordentlichen Niveau.“ Doch mit der Angriffsleistung war der TSB-Trainer gar nicht zufrieden. „Zu viele technische Fehler“ kreidete er seinen Spielern an. Und „teilweise zu wenig Überzeugung in den Aktionen“.

Schweikardt rätselte ein bisschen über den Testauftritt. In knapp zwei Wochen findet das erste Horkheimer Punktspiel in der 3. Liga Süd statt. Und es läuft noch längst nicht so gut, wie der Trainer sich das vorgestellt hatte.

„Ich bin mit der Vorbereitung nicht zufrieden, was die Spiele angeht“, sagte er. „Die Qualität im Training passt.“ Seine Spieler sind mit viel Eifer bei der Sache. Doch im Duell mit der HSG Hanau konnten sie in der Offensive deutlich zu wenig von dem umsetzen, was Schweikardt sehen will.

Quarantäne war in dieser Vorbereitungsphase ein Problem

Der Horkheimer Trainer hatte zuletzt viel zu lang tatenlos zu Hause sitzen müssen. Sein Bruder Jürgen, der Trainer und Geschäftsführer von Handball-Bundesligist TVB Stuttgart, war positiv aufs Coronavirus getestet worden. Auch Michael Schweikardt musste in Quarantäne. Ein Problem? „Ja, schon.“ In einer wichtigen Vorbereitungsphase konnte er nur die Trainingspläne vorgeben. Die Mannschaft musste selbst klar kommen.

Für Schweikardt war es „nicht so ne schöne Situation“. Jetzt ist es ihm umso wichtiger, dass die letzten zwei Wochen vor dem Ligastart richtig gut verlaufen. Es gibt noch viel zu tun. Die Formkurve sollte bis zum Spiel am 3. Oktober beim TSV Blaustein deutlich nach oben zeigen.

Letzter interner Test diese Woche gegen NSU

In dieser Woche wird es einen letzten internen Test geben, eine Partie gegen den Nachbarn Neckarsulmer Sport-Union hinter verschlossenen Türen. Schon zuletzt wurden mehrfach nichtöffentliche Testduelle durchgeführt, „gegen Weinsberg, Haßloch, Kirchzell“, berichtete Michael Schweikardt am Samstagabend.

Zusammen mit den beiden bekannten Niederlagen gegen das Schweizer Topteam Kadetten Schaffhausen (erwartbar) und den neuen Drittligarivalen SG Pforzheim/Eutingen (unerwartet) beim coronabedingt zuschauerlosen Testspiel-Wochenende im August ergibt sich das Bild eines rumpeligen Herantastens an die Saison.

Endlich wieder Stimmung in der Stauwehrhalle: 130 Fans

Immerhin, endlich war mal wieder Stimmung in der Stauwehrhalle. Erstmals seit dem Corona-Lockdown durften wieder Fans in die Halle, wenn auch nur gut 130. Mehr waren nicht zugelassen. Der TSB Horkheim hat den Organisations-Test für die kommenden Punktspiele bestanden. Das Konzept mit Zuschauer-Datenerfassung, Abstandswahrung, Desinfektion, Maskenpflicht bis zum Sitzplatz und vorgegebenen Laufwegen erwies sich als absolut praxistauglich. Die Menschen in der Stauwehrhalle waren diszipliniert. So könnte es auch in der 3. Liga zugehen – wenn die Infektionslage nicht dramatischer wird.

Im Spiel gegen die HSG Hanau sahen die Fans nach einem 0:2-Rückstand eine Horkheimer 8:4-Führung, doch Souveränität entwickelte sich beim TSB nicht. Zur Halbzeit stand es torarm 9:7, als Schweikardts Team auf 12:8 davongezogen war, ging es bis zum 14:14 wieder dahin. Holprig blieb es fast bis zum Schluss. Als Janik Zerweck in der letzten Sekunde der Begegnung gefoult wurde, gab es noch einen Siebenmeter. TSB-Neuzugang Luis Kuhnle verwandelte ihn zum 21:19.

TSB Horkheim: Grathwohl, Hölzl – Reichert (3), Grosser, Fröhlich (1), Zeiler (5), Kuhnle (3/1 Siebenmeter), Heß (1), Seiz (3/2), Freudl (2), Matusik, Bohnenstengel, Uhl, Starz, Zerweck (3). Bester Werfer HSG Hanau: Strohl (6/5). Zeitstrafen: 3 – 5.

In Bedrängnis: Der Horkheimer Janik Zerweck findet vor gut 130 Zuschauern in dieser Situation eine gute Lösung, nämlich Mitspieler Rico Reichert (links).
Foto: Ralf Seidel

Autor: Andreas Öhlschläger

Quelle: https://www.stimme.de/sport/tsb-horkheim/artikel/beim-tsb-horkheim-laeuft-es-noch-nicht-rund;art140003,4396436