Am Ende ging alles ganz schnell. Morgens stieg Bruno Levak mit seiner Freundin Marta Jurcic in Zagreb in den Flieger, am Abend absolvierte der 23-Jährige bereits seine erste Trainingseinheit beim TSB Horkheim. Die erste Nacht in Deutschland verbrachte das Paar im Gästehaus von Alexander Bauer. Inzwischen ist eine kleine Wohnung in Sontheim gefunden worden. „Der Bruno ist ein ganz feiner Kerl“, befand Horkheims Teammanager Michael Löbich am Montag. Da hatte der Kroate bereits den ersten Mannschaftsabend tadellos überstanden. „Ein bisschen müde“, sei er am Sonntagmorgen gewesen, gibt der Rückraumspieler zu. „Obwohl er noch nicht so gut deutsch kann, hat er das Gespräch mit jedem Spieler gesucht. Das zeigt seinen Charakter“, sagt Löbich.

Gespräche mit TSB-Trainer am Rande der U19-Europameisterschaft in Kroatien

Levak soll im Horkheimer Rückraum die Lücke füllen, die durch die Verletzung von Janik Zerweck entstanden ist. „So einen Spieler haben wir noch dringend gebraucht“, betont Michael Schweikardt. Am Rande der U19-Europameisterschaft in Kroatien hatten sich der TSB-Coach und Levak persönlich getroffen. Bis dahin hatte Schweikardt nur Videos des Kroaten gesehen. Levak stammt aus Cakovec, im Norden Kroatiens. Das Handballspielen lernte er bei RK Varteks im 15 Kilometer entfernten Varazdin. Für den Erstliga-Club stand der sichere Siebenmeterschütze sogar in einigen EHF-Pokalspielen auf der Platte. „Er ist heiß darauf, in Deutschland Fuß zu fassen“, ist sich Schweikardt sicher. Coronabedingt zuletzt nur sehr wenig im Einsatz
Das sollte eigentlich schon vergangene Saison passieren. Der OHV Aurich aus der 3. Liga Nord-West hatte den 1,90-Meter-Mann kurz vor Saisonbeginn aus der 2. Liga Österreichs geholt. Coronabedingt kam der 23-Jährige aber lediglich auf vier Einsätze in der Liga und sieben im sogenannten Ligapokal im Frühjahr. Zudem war er hinter dem 2,07-Meter-Riesen Jannes Hertlein nur die Nummer zwei im linken Rückraum.
Auf der Position sieht ihn der TSB-Trainer ohnehin nicht: „Er ist eher ein Spielmacher, als ein Schütze von den Halbpositionen. Mit 23 ist er aber noch in einem entwicklungsfähigen Alter.“

Ziel des Zugangs: In Deutschland Handball-Profi werden

So wird Levak wohl mit dem in der Vorbereitung bisher überragend spielenden Louis Mönch das Gespann auf Rückraum Mitte bilden. Sicher aber auch immer mal wieder halblinks auftauchen. „Natürlich muss er sich spielerisch erst noch integrieren. Seine Fähigkeiten hat er aber von Anfang an gezeigt“, ist Schweikardt von seinem Neuzugang überzeugt. „Mein Ziel ist es, in Deutschland Handball-Profi zu werden“, sagt Levak. Mit dem Saisonauftakt in Zweibrücken am 4. September darf er sein Können erst einmal in der 3. Liga bewiesen.
Noch offen ist, bei welchem Verein Levaks Freundin Marta Jurcic unterkommen wird. Die 22-Jährige absolvierte zwei Trainingseinheiten beim Drittligisten SG Schozach-Bottwartal. Die Verantwortlichen sahen jedoch von einer Verpflichtung ab, wie Teammanager Michael Gramsch am Mittwoch bestätigte. (son – www.stimme.de Foto: TSB)

Die Horkheimer halten beim 29:33 im Testspiel gegen das Team von Weltmeister Iker Romero aus Bietigheim gut mit. Der neue Spielmacher Louis Mönch überzeugt.

Der langjährige Bönnigheimer Abteilungsleiter Manfred Schmälzle saß am Samstag an der Kasse und freute sich: „Wir waren schon am Nachmittag ausverkauft.“ Rund 170 Zuschauer durfte der TSV beim Stromberg-Cup in die Halle lassen. Viele waren sicher auch gekommen, um einen Weltmeister zu sehen. Seit Saisonbeginn verantwortet der Spanier Iker Romero als Cheftrainer Zweitligist SG BBM Bietigheim. Der 41-jährige 200-malige Nationalspieler war nicht nur Weltmeister 2005, sondern holte auch zwei Mal olympisches Bronze.

Horkheim geht unerschrocken ans Werk

„Er hatte eine beeindruckende Karriere, aber als Trainer muss er sich auch noch beweisen. Der Aufstieg wird sicher kein Selbstläufer“, sagt Michael Schweikardt. Der Trainer des Drittligisten TSB Horkheim muss sich mit seinen 427 Bundesligaspielen auch nicht verstecken. Entsprechend unerschrocken gingen seine Jungs im Einlagespiel gegen den Zweitligisten ans Werk. Am Ende eines guten Spiels stand eine achtbare 29:33 (10:18)-Niederlage. Mit dem gleichen Endergebnis hatten die Romero-Schützlinge tags zuvor bereits gegen Bundesligist Rhein-Neckar Löwen gewonnen. Solche Über-Kreuz-Vergleiche sind natürlich nur bedingt aussagekräftig, aber auch Schweikardt konstatierte seinem Team eine „top zweite Hälfte, die wir mit vier Toren gewonnen haben“. Nach ausgeglichenem Beginn und einem Zwischenstand von 6:6 legte die SG BBM gegen häufiger dezimierte Horkheimer einen beeindruckenden 9:1-Lauf hin. „Die Handschrift von Iker Romero ist schon zu erkennen“, bemerkte Bietigheims Sportlicher Leiter Jochen Zürn, seines Zeichens ja auch viele Jahre Coach des TSB.

TSB kommt in zweiter Hälfte zurück ins Spiel

Doch von dem deutlichen 10:18-Rückstand zur Pause ließ sich das junge Horkheimer Team nicht verunsichern. Im Gegenteil: Nach dem Seitenwechsel gelang dem TSB seinerseits ein 8:1-Lauf und der Außenseiter war wieder auf 18:19 dran. Maßgeblichen Anteil daran hatte der neue Spielmacher Louis Mönch. „Louis ist mit seinen unorthodoxen Bewegungen einer, der den Gegner überraschen kann“, lobte Schweikardt, der aber keinen Spieler über Gebühr herausheben wollte. Auch Nick Fröhlich war wie Mönch am Ende fünf Mal erfolgreich. Insgesamt waren die Treffer gut übers Team verteilt. Zudem zeigte Keeper Sven Grathwohl drei Tage nach seinem 33. Geburtstag, dass er noch ebenso beweglich ist wie mit 23. Letztlich setzte sich der Favorit dennoch verdient durch.

Trainer Schweikardt hat Bauchweh vor dem nächsten Spiel

Bereits an diesem Dienstag empfängt der TSB mit den Rimparer Wölfen den nächsten Zweitligisten. Das Spiel findet allerdings ohne Zuschauer statt. „Wir spielen jetzt gegen die höherklassigen Gegner, danach nur noch gegen andere Drittligisten“, sagt Schweikardt. Die Saison startet am 4. September mit einem Auswärtsspiel in Zweibrücken. Der Blick darauf verursacht beim TSB-Coach schon noch ein „bisschen Bauchweh“. Schließlich fehlt seinem Team durch das Karriereende von Kapitän Pierre Freudl und die langwierige Verletzung von Janik Zerweck viel Erfahrung. Gerne hätte der TSB noch einen weiteren Rückraumspieler verpflichtet, ist bisher aber nicht fündig geworden. „Wir halten weiter die Augen offen, aber es muss eben in jeder Hinsicht passen“, sagt Schweikardt. (quelle: son Stimme.de Foto: Seidel)