„Die Kaffeemaschine ist unser Anziehungspunkt“

Dragos Oprea lebt das Spiel an der Seitenlinie mit. Der neue TSB-Trainer sagt: „Ich verlange nur Dinge, die ich selbst vorlebe.“ Zum verabredeten Gesprächstermin steht Dragos Oprea mit TSB-Ressortleiter Michael Löbich im Geräteraum der Stauwehrhalle. Es ist laut. Pumpt der neue Horkheimer Chefcoach etwa Bälle auf? „Nein, ich mache zwar schon viel, aber das nicht“, lacht der 40-Jährige und gibt den Blick frei auf eine Kaffeemaschine. Warum die eine der wichtigsten Neuerungen beim Handball-Traditionsverein ist, erklärt Oprea im Stimme-Interview.

Dragos Oprea – Cheftrainer des TSB Horkheim. Wie klingt das für Sie?
Dragos Oprea: Sehr schön. Es hieß ja: Der Dodo kommt nach Hause. Und das stimmt auch. Ich bin zwar gebürtiger Rumäne, aber neben Göppingen hat auch Horkheim eine sehr wichtige Bedeutung in meinem Leben: Hier hat mein Handballerleben begonnen.

Als Sie 1996 als C-Jugendlicher erstmals in der Stauwehrhalle trainiert haben, hätten Sie sich vorstellen können, hier mal Cheftrainer zu werden?
Oprea: Nein, hätte ich nie gedacht. Die Rolle als Spieler in der ersten Mannschaft hätte ich mir gut vorstellen können. Das hat aber nicht geklappt.

Sie waren zu gut.
Oprea: Und zu teuer (lacht). Im Ernst: Ich war ja kein Wandervogel und habe nicht immer nach dem Geld geschaut. Sonst hätte ich nicht 15 Jahre in Göppingen gespielt.

Schließt sich für Sie mit der Rückkehr nach Horkheim ein Kreis, oder sehen Sie den TSB als Sprungbrett in Richtung Bundesliga?
Oprea: Ich bin erst einmal dankbar für die Chance, die ich hier bekomme. Es gibt beim TSB aus meiner Sicht großes Entwicklungspotenzial. Mit Zeit und Geduld wollen wir den Verein nach vorne bringen.

Mal konkret auf die bevorstehende Saison geblickt – was ist mit der Mannschaft möglich?
Oprea: Es gab sowohl im Spieler- wie im Trainerbereich einen großen Umbruch, eine neue Philosophie. Ich stehe mit Michael (Opreas Vorgänger Michael Schweikardt, Anm. d. Red.) in engem Kontakt, wir sind seit unserer gemeinsamen Zeit in Göppingen befreundet. Er hat hier sehr gute Arbeit geleistet. Wir sind aber sehr unterschiedliche Charaktere. Er ist eher der ruhigere Typ, ich bin emotionaler. Es wird einige Zeit brauchen, bis die Mannschaft meine Philosophie verinnerlicht hat, bis sie ihr Potenzial voll ausschöpft. Dann ist alles möglich.

Wie sieht diese Philosophie aus?
Oprea: Ein wichtiger Punkt ist, gemeinsam Zeit zu verbringen. Nicht nur im Training. Die Jungs sollen viel zusammen sein. Von der Vereinsführung war auch immer jemand anwesend, um ebenfalls das Interesse an der Mannschaft zu signalisieren. Nicht zu vergessen, die von mir eingeführte Kaffeemaschine, die immer und überall dabei ist.

Was hat es mit ihr auf sich?
Oprea: Kaffee verbindet bekanntlich Menschen. Die Jungs müssen eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn da sein, können sich dann einen Kaffee holen und sich einander ein wenig von ihrem Tag erzählen. Mittlerweile nehmen sie sich auch mal die Taktiktafel und besprechen bestimmte Abläufe miteinander. Ebenso sitzen wir auch nach dem Training noch zusammen und rekapitulieren, wie die Einheit war und was die nächsten Tage ansteht. Es ist wie bei einer Party. Wo im Haus herrscht die beste Stimmung?

Natürlich in der Küche.
Oprea: Genau. Die Kaffeemaschine ist unser Anziehungspunkt, das Symbol unseres Zusammenhalts. Ich habe in meiner Profizeit gelernt, dass sich die Geschlossenheit außerhalb der 40 mal 20 Meter in aller Regel auf das Spielfeld überträgt.

Sie haben bei Ihrer Verpflichtung gesagt, dass Herz, Wille und Leidenschaft die drei Tugenden sind, die Sie sehen wollen. Inwieweit hat die Mannschaft die in der Vorbereitung unter Beweis gestellt?
Oprea: Ich verlange nur Dinge, die ich selbst vorlebe. Herz, Wille und Leidenschaft müssen immer da sein, die kann man nicht trainieren. Die Mannschaft besitzt diese Tugenden. Es geht darum, zu lernen, die drei Punkte richtig zu dosieren. Und nicht vor lauter Herz, den Kopf zu verlieren.

Was für einen TSB dürfen die Zuschauer in dieser Saison erwarten?
Oprea: Wir werden weniger wechseln. Ich bin der Meinung, wer im Angriff spielen will, muss auch Abwehr spielen können. Es werden Spieler auch mal Positionen bekleiden, die sie bisher nicht kannten. Vor allem wollen wir eine absolute Heim-Macht werden. Jeder Gegner soll hier mit Respekt auflaufen.

Klingt nach einer aggressiveren Spielweise als bisher.
Oprea: Übers Training wird die Heim-Macht aufgebaut. Da muss es – in Anführungszeichen – auch mal auf die Fresse geben. Nur so lernt man, wie hart ich sein darf und wie hart ich sein muss. Daher ist mir der Fokus, die Konzentration im Training sehr wichtig.

Haben Sie daher mit Malte Willms einen Co-Trainer an Ihrer Seite?
Oprea: Das ist für mich eine neue Situation, war aber mein Wunsch. Malte ist auch nicht da, um Strichle auf einen Statistikzettel zu malen. Wir tauschen uns eng aus, analysieren die Trainingseinheiten und Spiele gemeinsam. Mir ist seine Sichtweise sehr wichtig.

Dem TSB fehlt noch ein zweiter Linksaußen im Team. Wird da personell noch was passieren?
Oprea: Wenn Malte die Mannschaft führt, könnte ich ja meine Schuhe schnüren und einspringen.

Ernsthaft?
Oprea: (lacht) Nein, Spaß. Es gibt gute Gründe, warum ich meine Spielerkarriere beendet habe. Um auf die Frage zurückzukommen: aktuell ist nichts in Sicht.

Quelle: son – www.stimme.de